Landesschulen

Landesschulen
Landesschulen,
 
spätere Bezeichnung Fürstenschulen, vom 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts in protestantischen Ländern entstandene neue Schulform zur Heranbildung eines eigenen Nachwuchses an Geistlichen und Beamten, in der klassische und humanistische Bildungsinhalte auf Grundlage des evangelischen Welt- und Menschenbildes vermittelt wurden. Die Landesschulen standen begabten Knaben aus allen Bevölkerungssschichten offen, von denen ein großer Teil auf Freistellen unentgeltlich unterrichtet wurde; ihrer Aufnahme ging eine Prüfung voraus. Das Leben der Schüler (Alumnen), die in mit den Schulen verbundenen Wohnstätten (Alumnaten) wohnten, kennzeichnete spartanische Einfachheit. Die innere schulische Ordnung bildete ein System strenger Disziplin, innerhalb dessen die Älteren die Verantwortung für die Jüngeren trugen. - Die ersten und bedeutendsten Landesschulen waren die von Herzog (seit 1547 Kurfürst) Moritz von Sachsen in aufgehobenen Klöstern, aus Mitteln der eingezogenen Kirchengüter errichteten und in ihren Schulordnungen durch den Theologen und Humanisten Johannes Rivius (* 1500, ✝ 1553) geprägten Landesschulen Schulpforta (gegründet 1543), Sankt Afra in Meißen (1543) und Sankt Augustin in Grimma (1550). Nach 1945 wurden Schulpforta und Sankt Augustin in erweiterte Oberschulen mit angeschlossenen Internaten umgewandelt; die Gebäude von Sankt Afra bis 1991 zweckentfremdet. 1990 knüpften die Schulen in Schulpforta als »Landesschule Pforta« und in Grimma als »Gymnasium Sankt Augustin« wieder an die Tradition der sächsischen Landesschulen an. In dieser Tradition erfolgte 1992 auch die Neugründung des »Sankt-Afra-Gymnasiums« in Meißen und steht das 2001 eröffnete »Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen« zur Förderung Hochbegabter.
 
Berühmte Schüler der drei sächsischen Landesschulen waren u. a. C. F. Gellert, P. Gerhardt, F. G. Klopstock, G. E. Lessing, J. G. Fichte, L. Ranke, F. Nietzsche.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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